Schnittzeitpunkt:
Der Saftdruck
ist im Spätsommer am geringsten. Verschiedentlich wird daher beim
Schnitt mehrjähriger Äste oder größeren Eingriffen zum Sommerschnitt
geraten. Nach unseren Erfahrungen kann auch in unbelaubten Zustand,
bis Anfang Februar, geschnitten werden. Ähnlich wie beim Spätsommerschnitt
heilen Schnitte kurz vor dem Wiedereinsetzen der Vegetation besser
ab, überwallen leichter und die Gefahr von Infektionen der Wundstelle
und von Frostschäden ist geringer.
Bei längeren
Wärmeperioden im Dezember oder Januar oder bei nachmittäglicher
Erwärmung steigt auch im Winter der Saftdruck an. Es kann zu starkem
"Bluten" kommen und damit zu einer Schwächung des Baumes. Daher
sollte während einer kalten Periode, aber nicht bei starkem Frost,
geschnitten werden. Der Schnitt erfolgt eng am Stamm, auf den Astring;
jedoch nicht stammparallel, da sonst zu große Wunden entstehen.
Abzuraten ist vom Stehen lassen von Zapfen, da diese Fäulnisherde
und Eintrittspforten für Krankheiten darstellen.
Entwicklungs-
und nutzungsangepasste Schnittarten
Heister
und Veredlungen unter 1,50 m
Wer einen
veredelten Walnussbaum bezieht, wird in den ersten 1 - 2 Jahren
enttäuscht sein über dessen zögerliche Entwicklung. Erst im dritten
Jahr, wenn der Baum gut bewurzelt ist, setzt das volle Wachstum
ein. Im Jahr des Pflanzens erfriert bei stärkeren Frösten nicht
selten die schwach verholzte Spitze des jungen Bäumchens. So empfiehlt
es sich, bis zum Ende des dritten Pflanzjahres abzuwarten, bevor
der Heister auf die dem jeweiligen Nutzungszweck gewünschte Höhe
eingekürzt und mit dem Aufbau der Krone begonnen wird.
Der Rückschnitt
erfolgt auf die gewünschte Stammhöhe, unter Berücksichtigung, dass
die Kronenäste sich tiefer entwickeln, als die angeschnittene Stammhöhe.
Bei Solitärbäumen in Hausgärten, sollten die Kronenäste nicht unter
2 m ansetzen (Begehbarkeit). Ist an eine spätere Holznutzung gedacht,
wählt man eine Stammhöhe von etwa 2,50 m.
Mehrjährige
Walnussbäume mit einer Krone
Die Walnusskrone
baut auf 3 Leitästen, plus der Stammverlängerung auf. Diese können
gestreut verteilt in der gewünschten Höhe an der Stammverlängerung
belassen werden. Zu diesem Zeitpunkt kann man bis zu einem gewissen
Grade auch noch die Wuchsrichtung der Hauptäste "steuern" und so
eine unerwünschte Beschattung oder Beeinträchtigung von Mauern und
Nachbargrundstücken verhindern. Wichtig ist die Entfernung steilstehender
Triebe, die sich als Konkurrenz zur Stammverlängerung entwickeln,
zu zusätzlicher Beschattung führen und zum Ausschlitzen neigen.
Grundsätzlich sollte möglichst wenig oder nur dann geschnitten werden,
wenn sich ungewöhnlich lange Triebe (Wasserschosser) bilden. Denn
auch ohne menschliches Zutun bildet der Walnussbaum seine arttypische
Krone aus , welche die Schönheit dieses Baumes ausmacht. Anders
sind die Verhältnisse beim Plantagenanbau, weil es hier auf die
Erzielung wirtschaftlicher Erträge ankommt.
Ertragsanlagen
Bei Ertragsanlagen
werden die Jungpflanzen im Abstand von 10X10 bis 12X12 Meter gepflanzt.
Spätere Pflegemaßnahmen wie Mulcharbeiten mit Kleinschleppern oder
auch die teilmechanisierte Beerntung bestimmen die Festlegung der
entsprechenden Stammhöhe (Kronenaufbau) auf mindestens 1,90 m Höhe
(mit Kabine ist ein Schmalspurschlepper über 2m hoch).
Weil sich
die Fruchtzone hauptsächlich im Lichtbereich befindet, geht bei
der naturbelassenen Krone eines älteren Baumes im Laufe der Jahre
ein immer größerer Bereich des potentiellen Produktionsvolumens
verloren. Der Baum "verkahlt" im inneren Bereich. Folglich ist zur
Erhaltung der Ertragsleistung ein Instandhaltungsschnitt erforderlich.
Die Kronen sollten locker und lichtdurchflutet gehallten werden.
Dies geschieht wie folgt:
In den
ersten 10-12 Jahren wird die Mitte des Baumes belassen, es erfolgt
kein Eingriff. "Mit zunehmender Kronendichte kann dann die Stammverlängerung
in halber Kronenhöhe auf einen Seitenast abgeleitet werden" (R.
Metzner, 1979. " Das Schneiden der Obstbäume"). Damit wird auch
das Kroneninnere voll besonnt. Mit der Auflockerung der Krone wird
als wichtiger Nebeneffekt auch noch der Krankheitsbefall (Marssonina-Blattflecken
und Bakteriose) ganz wesentlich gesenkt.
Wunden
mit einem Wundverschluss behandeln?
Auch bei
optimalem Schnittzeitpunkt wird die Schnittstelle mit Beginn des
Wiederaustriebes feucht. Bestreicht man die Wunde mit einem sogenannten
Wundverschluß, kann es trotz fungizider und insektizider Wirkung
dieser Produkte zu Fäulnisbildungen kommen, da die Behandlung ein
Abtrocknen der Wundstelle beeinträchtigen kann. Nicht wenig Praktiker
raten deshalb von einem Wundverschluß völlig ab. Beim Schnitt im
belaubten Zustand (zum Ende der Vegetationszeit) und zum Vegetationsbeginn,
kann deshalb erfahrungsgemäß auf eine Wundbehandlung verzichtet
werden.
Klaus
Lindemann, Dipl. -Ing. agr.
Für
die Durchsicht des Manuskripts und die Ergänzungen sei den Herren
Dr. Hein, Nierstein, Gartenbaudirektor Ollig, Gartenakademie Rheinland-Pfalz,
Neustadt/ Weinstrasse und Prof. Dr. Jacob, Fachhochschule Geisenheim,
gedankt.
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